Sind Insekten unser Nahrungsmittel der Zukunft? Du kannst sie lieben oder hassen, aber wir brauchen Insekten. Wenn du Insekten eklig findest und denkst, dass sie immer an den falschen Orten in unserem Haus zu finden sind oder draussen unsere Pflanzen beschädigen, solltest du umdenken. Wir wären ohne diese kleinen Blutsauger und Ernte-Fresser nicht besser dran, denn ein gesundes Ökosystem ist von ihnen abhängig. Ausserdem liegt das Essen von Insekten im Trend. In diesem Artikel findest du weitere Gründe, warum dich der Rückgang der Insektenpopulation stören sollte.
Wofür brauchen wir Insekten?
Selbst Moskitos sind wichtige Nahrungsquellen für Fische und andere Tiere. Du könntest Moskitos natürlich ausweichen, indem du dich an einen kühleren Ort auf der Welt begibst, an dem sie nicht existieren. Zu diesen Orten zählen Island, die Antarktis oder andere “moskito-freie” Orte, wie Neukaledonien, Französisch-Polynesien und die Seychellen (mehr darüber in diesem Artikel mit Informationen des Instituts für Entwicklungsforschung (IRD)). Allerdings müssen wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass wir diese Plagegeister brauchen, da sie ein sehr produktiver Teil eines gesunden Ökosystems sind. Innerhalb des Lebenskreislaufs und der Nahrungskette unseres Planeten brauchen Pflanzen, Tiere und Menschen daher Insekten, um zu leben.
Wie der Rückgang an Insekten festgestellt wird
In letzter Zeit könntest du bemerkt haben, dass in warmen Nächten weniger Insekten um die Strassenlaternen schwärmen oder weniger Insekten bei langen Autofahrten im Sommer auf der Windschutzscheibe deines Autos landen. Biologen nennen diesen spürbaren Rückgang von Fluginsekten auch das “Windschutzscheiben-Phänomen”.
Wissenschaftler haben den Rückgang an domestizierten Honigbienen, Monarchschmetterlingen und Glühwürmchen untersucht. Es gibt allerdings noch nicht viele zuverlässige Daten zu anderen Insekten. Die vorhandenen Aufzeichnungen stammen aus einer Langzeitstudie von einer Gruppe Naturforschern der Krefelder Entomologischen Gesellschaft. Unter anderem wurde der Insektenreichtum von mehr als 100 Naturschutzgebieten in Westeuropa seit den 1980er Jahren untersucht.
Jedes Frühjahr zwischen 1989 und 2016 haben sie spezielle Zelte auf den Wiesen und in den Wäldern des Naturschutzgebiets Orbroicher Bruch und in 87 weiteren Gebieten im Westen des deutschen Bundeslands Nordrhein-Westfalen eingerichtet. Diese Fallen ermöglichten es den Wissenschaftlern, die Menge von Käfern zu messen, die in dem jeweiligen Gebiet über einen kompletten Sommer leben.
Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden in der Zeitschrift Plos One veröffentlicht und die Ergebnisse sind alarmierend, denn die durchschnittliche Anzahl der Insekten pro Jahr sank in 27 Jahren um 76 %. Die verschiedenen Standorte, an denen Insekten gesammelt wurden, waren Wiesen, Sümpfe, Sand Dünen, Ödland, Buschland und Ränder menschlicher Besiedlungsgebiete. Diese Orte sind Schutzgebiete, die eigentlich die Artenvielfalt und das Funktionieren des Ökosystems schützen sollen.
Wie du dir vorstellen kannst ist es unwahrscheinlich, dass sich dieser Rückgang auf Deutschland beschränkt. Bei einer Studie über die Bedrohungen für Insektenleben, veröffentlicht im Jahr 2012 von der Zoological Society of London, wurde weiterhin festgestellt, dass viele Insektenpopulationen weltweit abnehmen. Betroffen davon sind z.B. auch wilde und gezüchtete Bienenpopulationen mit einem Rückgang von 30 bis 40 % und mehr in Europa und den Vereinigten Staaten. Eine weitere Studie, die 2014 in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, zeigte in den letzten vier Jahrzehnten einen Rückgang von 45 Prozent in Bezug auf die Häufigkeit von wirbellosen Tieren und wies außerdem darauf hin, dass von 3.623 terrestrischen wirbellosen Arten 42 Prozent vom Aussterben bedroht sind.
Warum sollte dich das etwas angehen?
Für die Not der Insekten ist noch keine Hauptursache bekannt. Forscher zählen viele Faktoren wie die Monokultur, den allgegenwärtigen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, den Klimawandel und den Verlust von Lebensräumen zu den Ursachen. Es ist jedoch äußerst bedenklich, dass die Insektenbiomasse in diesem Tempo abnimmt. Insekten haben wirklich wichtige ökologische Funktionen, da sie für die Bestäubung von Blumen verantwortlich und Nahrung für viele Tiere wie Vögel, Fledermäuse, Fische, Reptilien und Amphibien sind. Diese Tiere sind wiederum Nahrung für andere Tiere. Außerdem sind sie fleißige “Zersetzer”, die Unkraut und parasitäre Insekten bekämpfen. Sie stimulieren auch das Pflanzenwachstum, indem sie tote Tiere, tierische Abfälle und andere Pflanzen abbauen, die dabei helfen, den Boden zu düngen.
Etwa 80 Prozent aller Erdpflanzen sind Angiospermen oder Blütenpflanzen, die Bestäubung benötigen. Wind und Tiere können bei der Bestäubung helfen, aber Insekten erledigen den grossen Teil der Arbeit. Ohne diese Bestäuber würde das Pflanzenleben fast vollständig verschwinden. Diese Angiospermen Pflanzen sind beispielsweise Weizen und Reiskörner, Obst und Gemüse, die einen großen Teil der menschlichen Ernährung sowie die Ernährung von vielen Tieren ausmachen. Aus diesem Grund hängt der größte Teil unserer Nahrung von Insekten ab und ihr Verschwinden würde für alle Lebewesen entsprechende Folgen haben.
Gibt es in Zukunft täglich Insekten auf unseren Tischen?
Kannst du dir vorstellen, Insekten zu essen? Nicht nur für die wagemutigen Esser in Thailand, die sich auf Käfer und Grillen freuen, werden Insekten als tägliche Nahrung wichtiger. In der Tat ist Entomophagie (Essen von Insekten) in der kulinarischen Szene heute ein sich enorm verbreitender globaler Trend. Lange schon in Afrika und Asien konsumiert, sind Insekten eine sehr ausgewogene Proteinquelle und haben im Gegensatz zu Fleisch wenig bis kein Fett. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit benötigen sie sehr wenig Wasser, weniger Nahrung und weniger Platz als Nutztiere.
Vor ein paar Jahren hätte eine Person, die ein Insekt in einem Restaurant gefunden hat, sicherlich die Gesundheitsbehörde informiert. Heute ist es möglich, dass du Insekten in vielerlei Form essen kannst und dass Insekten auf der Speisekarte von einem schicken Restaurant in New York stehen. Die Schweiz ist das erste europäische Land, in dem Lebensmittel aus Insekten und Würmern legal verkauft werden. COOP Supermärkte, die die zweitgrößte Supermarktkette des Landes bilden, haben Hamburger und Fleischbällchen aus Larven in den Regalen.
Hoffen wir, dass die Insektenzucht beliebter wird, denn das wäre gut für die Umwelt. Auch wenn weitere Studien nötig sind, um die neuen Erkenntnisse über Insekten in anderen Regionen der Welt zu untermauern, sollte die Agrarpolitik bereits jetzt Anreize schaffen, um Landschaften mit Hecken zu bereichern, den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden zu reduzieren und den ökologischen Landbau zu fördern. Eine Zukunft ohne Insekten ist aus den genannten Aspekten einfach nicht möglich.
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